Tagung 2015

Dante und die Literaturwissenschaft. Eine epistemologische Standortbestimmung / Dante e la critica letteraria. Una riflessione epistemologica

Dante und die Literaturwissenschaft. Eine epistemologische Standortbestimmung. Internationales Kolloquium. Dantes “Divina Commedia” war ein künstlerisch-diskursives Ereignis von besonderer Tragweite. Der Autor war sich der zahlreichen Innovationen seines poetischen Hauptwerks bewusst und reflektierte sie in seinem Text. Die formale, inhaltliche und epistemologische Kühnheit dieses Werks wurde allerdings von Beginn an durch die Kommentarliteratur überschrieben. In einem Jahrhunderte dauernden Prozess der Auslegung und Aneignung wurde dieser Text immer stärker von Bedeutungsschichten und Zuschreibungen überlagert, die sein Verständnis einerseits erleichtern, den Text aber andererseits in eine weite Ferne rücken. Angesichts dieser Voraussetzungen ist es für literaturwissenschaftliche Interpreten von Dantes Werk besonders wichtig, sich über die Grundlagen und Prämissen des eigenen Zugangs zu diesem Text Rechenschaft abzulegen. Liest man die “Divina Commedia” als ein theologisches, ein wissenschaftlich-philosophisches, ein politisches oder ein poetisches Werk, so trifft man je unterschiedliche interpretatorische Vorentscheidungen, die einerseits durch den gewählten analytischen Zugriff, andererseits durch ein bestimmtes, teilweise vielleicht gar nicht explizit reflektiertes Vorverständnis des Textes bedingt werden. In dem internationalen Kolloquium, welches im Dante-Jahr 2015 (13.–15.2.2015) an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg stattfinden wird, werden Danteforscher aus verschiedenen Ländern gemeinsam über die Grundlagen und Prämissen ihres methodologischen Zugriffs auf Dantes Werk nachdenken. Ziel ist es nicht, den zahllosen thematisch orientierten Studien über Dantes “Commedia” eine weitere hinzuzufügen, sondern vielmehr, sich auf eine Metaebene zu begeben, von der aus das eigene Tun kritisch betrachtet werden kann. Ist es beispielsweise legitim, moderne Texttheorien und Zeichenauffassungen wie die des Poststrukturalismus auf Dantes spätmittelalterlichen Text anzuwenden? Ist es sinnvoll, die medialen Bedingungen mittelalterlicher Kommunikation bei der literaturwissenschaftlichen Analyse auszublenden, wie dies immer noch häufig geschieht? Kann man bedenkenlos die literarische persona Dantes mit der historischen Person des Autors gleichsetzen, wie dies ebenfalls in einem Großteil der literaturwissenschaftlichen Arbeiten trotz kritischer Einwände getan wird? Diese und andere Fragen, etwa auch die nach dem Unterschied zwischen dem nationalphilologischen Blick italienischer Danteforscher und der Außenperspektive nicht-italienischer Danteforscher, werden in dem Kolloquium gestellt und kritisch untersucht werden. Dabei sollen sich grundlegende Erkenntnisse über Probleme der Literaturwissenschaft im 21. Jahrhundert ebenso wie über den Umgang mit kanonisierten Texten und die aus diesem Umgang ableitbaren Funktionsbestimmungen literarischer Texte ergeben. 

Programm / Programma Freitag, 13. Februar / Venerdì 13 febbraio 09:00 – 10:00 Thomas Klinkert (Freiburg): Begrüßung und Eröffnung – Apertura del convegno 10:00 – 11:15 Karlheinz Stierle (Konstanz): Dantes Einsamkeit und das Problem des Verstehens 11:15 – 11:45 Kaffeepause / Pausa caffè 11:45 – 13:00 Sergio Cristaldi (Catania): Verità, finzione, verosimiglianza nella “Commedia” dantesca 13:00 – 15:00 Mittagspause / Pausa pranzo 15:00 – 16:15 Rino Caputo (Roma Tor Vergata): Dante, oggi: tematiche ‘artificiali’ e pratiche ‘volgari’ nel “paese sincero” della “Commedia” 16:15 – 16:45 Kaffeepause / Pausa caffè 16:45 – 18:00 Cornelia Klettke (Potsdam): Approcci poetologici alla “Commedia” con le tecniche di lettura postmoderne Samstag, 14. Februar / Sabato 14 febbraio 10:00 – 11:15 Johanna Gropper (Frankfurt am Main): Giovanni Boccaccio: buono o cattivo lettore di Dante? Il giudizio critico sul Boccaccio dantista come specchio di una mutata interpretazione della “Commedia” 11:15 – 11:45 Kaffeepause / Pausa caffè 11:45 – 13:00 Alice Malzacher (Freiburg): Uno sguardo moderno su Dante: il caso Petrarca 13:00 – 15:00 Mittagspause / Pausa pranzo 15:00 – 16:15 Elena Landoni (Milano): Interdisciplinarietà e oggettività di metodo nell’approccio alla “Commedia” 16:15 – 16:45 Kaffeepause / Pausa caffè 16:45 – 18:00 Zygmunt Baranski (Notre Dame, USA): “Con quanta vigilanza! Con quanto impegno!”. Studiare Dante ‘soggettivamente’ Sonntag, 15. Februar / Domenica 15 febbraio 09:00 – 10:15 Patricia Oster-Stierle (Saarbrücken): Jenseits des vierfachen Schriftsinns: der ‚sensus aestheticus‘ in der “Commedia” 10:15 – 10:30 Kaffeepause / Pausa caffè 10:30 – 11:45 Hermann H. Wetzel (Regensburg): Il “plurilinguismo” di Dante contro l’“unilinguismo” di Petrarca. Che possibilità poetiche offrono le due tendenze? 11:45 – 12:00 Kaffeepause / Pausa caffè 12:00 – 13:15 Christine Ott (Frankfurt am Main): Pane e latte. Le funzioni metapoetiche delle metafore alimentari nella “Commedia” e nella prima Ecloga a Giovanni del Virgilio